Der Phonolith auf der Bötzinger Endhahle
am 22.11.20221. Phonolith als Terroir für einzigartige Weinqualitäten
Das Terroir für den Weinbau im Kaiserstuhl ist vielfältig, in großen Teilen wird es durch die Überdeckung mit Löss bestimmt. In anderen Lagen kommt jedoch die außerordentliche geologische Vielfalt des vulkanischen Untergrunds zur Geltung. Diese ist besonders für den Spitzenweinbau von Bedeutung!
Eine einzigartige Besonderheit ist dabei die Weinlage auf der Endhahle bei Bötzingen. Ganz auf Phonolith gelegen hat sie eine herausragende Zukunft in der neuen Weinwelt, die sich in den Spitzensegmenten künftig auch in Deutschland stärker auf die besonderen Terroirs konzentrieren wird.
Die stockförmig auftretenden Phonolithe wie die am Hohentwiel im Hegau, am Fohberg und auf der Endhahle sind hell- bis dunkelgraue Vulkangesteine, die im Wesentlichen aus Alkali-Feldspat und Foiden bzw. deren Umwandlungsprodukten bestehen. Die vulkanischen Schmelzen sind nicht bis an die Oberfläche gedrungen, sondern beim Aufstieg durch die Erdkruste erkaltet. Durch Erosionsprozesse liegen diese Vulkanite nun an der Erdoberfläche und bilden den Untergrund für die Weinlage auf der Endhahle. In den Weinberglagen des östlichen Kaiserstuhls ergeben sich aus diesem nur teilweise verwitterten vulkanischen Ausgangsgestein Böden mit einer einzigartigen Mineralität und Struktur.
Phonolithböden können sich stark erwärmen und speichern diese Wärme sehr gut. Dies ist besonders im Frühjahr günstig für die Entwicklung der Reben. So besteht auch der höchstgelegene Weinberg Deutschlands am Hohentwiel aus Phonolith.
In der einzigen großen Phonolith-Weinberglage im Kaiserstuhl - der Endhahle - verhilft gleichzeitig die starke Windexposition zu einem besonderen Kleinklima, das die positiven Effekte des Phonoliths für die Reben verstärkt. Die starke Erwärmung der Phonolithböden tagsüber wird im Sommer nachts herunter gekühlt, der Temperaturunterschied sorgt so für eine wertvolle Säurestruktur in den Trauben bis hin zur Lese.
Mit angemessener Sorgfalt werden auf diesem Terroir schon heute ganz besondere Weine erzeugt, wie dies schon seit Jahren bekannt und anerkannt ist. Einer der zehn Spitzenbetriebe des Kaiserstuhls erzielt jährlich Höchstauszeichnungen gerade für die Weine von der Endhahle (Eichelmann, Falstaff etc.). Mit einer gemeinsamen Strategie könnte der gesamte Bötzinger Weinbau von dieser besonderen Weinlage profitieren.
2. Phonolith als Rohstoff
Man kann diesen Phonolithstock aber auch abbauen und damit letzlich zerstören wollen. Es ist eines der letzten wirtschaftlich bedeutenden Vorkommen in Deutschland. Abbauaktivitäten am Hohentwiel sind ausgeschlossen, da die Flächen rund um den Vulkankegel im Hegau größtenteils als Naturschutzgebiet ausgewiesen sind.
Ähnlich wie Basalt oder Granit wird ein großer Teil des Phonoliths als Schottermaterial genutzt. Zu gut einem Drittel enthalten die Phonolith-Vorkommen bei Bötzingen jedoch Zeolithe. Damit wird dieses Vulkangestein für die wirtschaftliche Nutzung interessant.
Im Hinblick auf ihre Verwendbarkeit sind die Bötzinger Zeolithe Teil einer Stoffgruppe mit besonderen sorptiven Eigenschaften. Ähnlich sind z.B. die Eigenschaften der Aktivkohle, die über eine enorme Sorptionsfähigkeit verfügt. Das heißt, sie kann über große innere Oberflächen relativ viele Stoffe binden und so z.B. die Aufbereitung von belasteten Abwässern aus Industrie und Haushalten unterstützen, aber auch die Bindung von Giftstoffen im Darm bei Infektionen. Im kleinen Maßstab werden die im Phonolith enthaltenen Zeolithe daher auch im Ferkelfutter eingesetzt, weil die jungen Tiere in der Massentierhaltung chronisch unter Verdauungsschwierigkeiten leiden.
Sehr hochwertige Zeolithe für industrielle Anwendungen, zum Beispiel in der chemischen Industrie, werden in der Regel synthetisch hergestellt. Für weniger anspruchsvolle Verwendungen werden Zeolithe aus vielfältigen natürlichen Rohstoffvorkommen weltweit gewonnen.
Die in Deutschland industriell genutzten Zeolithe kommen zu über 90 Prozent als Importe aus dem europäischen und außereuropäischen Ausland, wie z.B. aus der Türkei. Dort werden sie in abgelegenen Gebieten in großen Mengen und guter Qualität günstig abgebaut und über Schiffstransporte kosten- und energieeffizient nach Deutschland geliefert.
Aber auch aus anderen Stoffen und Herkunftsquellen können Materialien mit ähnlichen Eigenschaften wie die der Zeolithe gewonnen werden. Man spricht hier von Zuschlagstoffen mit Puzzolanischen Eigenschaften, die unter anderem in der Beton- und Asphaltproduktion eine große Rolle spielen. So werden zum Beispiel Reststoffe aus der Papierindustrie, aber auch aus der Verbrennung von Braun- und Steinkohle für die Herstellung solcher Produkte genutzt.
All diesen Stoffen ist gemeinsam, dass sie in bestimmten Konstellationen chemische und physikalische Abläufe beeinflussen können, wie beispielsweise bei der Herstellung oder der Nutzung von Spezialbetonen, Asphalt und Fertigputz. Sie können die bei der Herstellung und Verarbeitung solcher Produkte erforderlichen hohen Energieverbräuche herabsetzen und damit im kleinen Maßstab Kohlendioxid einsparen oder deren Abbinde-Verhalten günstig beeinflussen. Dies sind alles ohne Frage positive Aspekte.
Dem Ferkel-Futter oder Blumenerden kann man Zeolithe zusetzen, wie dies mit vielen anderen Mineralien auch geschieht. Man kann auch Fango-Packungen daraus machen, wie aus vielen anderen Substraten auch. Welche Stoffe in welchen Mengen sich hierfür am Markt durchsetzen, ist eine Frage des jeweiligen Managements, der Kostenstruktur und der regionalen Besonderheit, nicht aber einer generellen Verfügbarkeit.
Offensichtlich kann man besonders mit der Zumischung zu vielen anderen angelieferten und wieder abtransportierten Komponenten momentan gut Geld verdienen, aber, die Frage muss erlaubt sein: Auf wessen Kosten?!